6 Fragen an…Anna-Zoë Schmidt, Konzepterin und Kommunikationsberaterin

Wie sieht die Zukunft des Bauens aus? Gemeinsam!

Zoë ist unsere Expertin für Kommunikation und die Sharing-Economy. Die Konzepterin war eine der ersten Airbnb-Mitarbeitenden außerhalb von San Francisco. Und half dem Unternehmen als City- und Community Managerin dabei, Wohnungseigentümer*innen vom Airbnb-Konzept zu überzeugen. Mit Erfolg, wie man heute weiß. Aber-Zoë will nicht nur Unternehmen beim Wachstum helfen, sondern vor allem die Welt ein bisschen besser machen.

Warum, verrät sie im Interview.

1. Stell Dich bitte kurz vor. Wer bist Du?

Ich bin Zoë und lebe seit über 20 Jahren in Berlin. Ich arbeite als Konzepterin und verbinde in meiner Arbeit Menschen und Visionen.

2. Zoë, lass uns gleich mit dem Elefanten im Raum anfangen: War Airbnb eine gute Idee? Die Mieten sind seither explodiert.

Für mich persönlich war Airbnb eine Erfindung, die mein Leben verändert hat. Neben einem wirklich wichtigen Karriereschritt hat es mein Wohnverhalten verändert. Privates wurde plötzlich geteilt. Endlich konnte ich flexibel wohnen, reisen und Menschen aus der ganzen Welt bei mir empfangen. Und an neuen Orten fühlte ich mich gleich ein bisschen mehr zu Hause. Das entsprach genau meiner Vorstellung von Freiheit.

Aber mit Geld kommt auch immer die Gefahr, dass die Leute nur noch den Profit sehen und nicht mehr den Nutzen. Ich glaube, das ist mit Airbnb passiert. Viele Menschen haben wertvollen Wohnraum als Gelddruckmaschine missbraucht. Und ab da wurde es problematisch. Die Wohnungsnot selbst ist natürlich nicht wegen Airbnb entstanden, sondern weil wir einfach immer mehr Menschen mit immer individuelleren Bedürfnissen werden. Airbnb war nur ein Symptom von vielen für eine unausweichliche Ursache.

Hinzu kommt, dass wir auch an anderen Stellen langsam merken, dass die Ressourcen nicht mehr ausreichen oder zumindest nicht mehr so verschwenderisch rausgehauen werden können wie noch vor ein paar Jahren. Lebensmittel, Energie, Wasser und eben auch Wohnraum.

Deshalb finde ich das RoofUz-Konzept so spannend: Weil es eine ganz klare Lösung für die Ressource Raum hat: Raum schaffen auf unbewohnten Dächern.

3. Wie sieht Deiner Meinung nach die Zukunft des Wohnens aus?

Neu gedacht, im Bestand. Vielleicht bin ich schon sehr sensibilisiert für das Thema, aber ich verstehe nicht, warum in Zeiten wie diesen unbedingt neu gebaut werden muss. Seit der Nachkriegszeit sind die Städte immer mehr zugebaut worden, es gibt kaum noch Platz für Natur, Tiere und auch Regenwasser, das der Natur zurückgegeben wird.

Dabei haben wir viele Flächen, Gebäude und Ideen. Wir müssen uns nur trauen, anders zu denken. Und dann auch zu handeln. Sicherlich keine leichte Aufgabe, aber machbar!

Wenn wir den Raum, den wir haben, umverteilen würden, hätten wir plötzlich gar kein so großes Platzproblem mehr. Und vielleicht auch mehr soziales Miteinander, das ja in den letzten Jahren immer weniger geworden ist. Immer mehr Menschen leiden an Einsamkeit und Depressionen, was sicherlich auch an dem individualisierten Wohnen liegt. Individualität hat ihren Preis. Das ist beim Leben so, aber auch beim Wohnen.

In einer perfekten Welt stelle ich mir kleine Apartments vor: einen gemütlichen Schlafbereich, vielleicht eine Kochnische oder Teeküche, ein Bad. Den Rest teilt sich die Hausgemeinschaft. Ein großer Dachgarten mit Gemüsebeeten, eine Gemeinschaftsküche, Community Spaces zum Arbeiten und Basteln, ein Sandkasten für die Kinder. Wohnen als Begegnungsort für Jung und Alt, für Studierende und Berufstätige. So könnten auf den Dächern neue Gemeinschaften entstehen, die sich nicht nur den Raum, sondern auch das Leben teilen. Ich würde sofort einziehen!

4. Was muss deiner Meinung nach getan werden, damit sich etwas ändert?

Die Baubranche ist sehr männerdominiert. Ich denke, es ist an der Zeit, dass sich das ändert. Höher, schneller, weiter und das Streben nach Profit haben uns hierher gebracht. Und so kann und wird es nicht weitergehen.

Wohnen bedeutet mehr als eine Wohnung zu bauen und zu besitzen. Wohnen bedeutet Heimat, Miteinander, Erfüllung, aber auch Verantwortung. Wir stecken in einer massiven Krise und müssen umdenken. Wir Frauen haben nach dem Krieg aus der Not heraus bewiesen, dass wir ganze Städte wieder aufbauen können. Auch wenn die heutige Krise eine ganz andere ist, so ist sie doch unausweichlich und es muss jetzt etwas getan werden, damit wir Menschen in Zukunft nicht ohne Dach über dem Kopf dastehen.

Dazu braucht es Kreativität und Mut. Und wenn es schwierig wird, müssen es irgendwie die Frauen richten. Mit Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen. Ich habe das Gefühl, die Zeit ist reif dafür.

5. Was findest Du an RoofUz so spannend?

Ich mag es, intelligente Lösungen zu finden. Und genau das macht RoofUz. Wir haben ein Wohnungsproblem, aber viel Platz auf den Dächern: Warum bauen wir die Wohnungen nicht nach oben? Und dabei gleich das ganze energetische Sanierungs- und Wohnkonzept überdenken. Denn neben der Bauwende, können wir mit klugem Bau auch die Energiewende positiv beeinflussen.

Spannend finde ich auch die Umsetzung im seriellen Bauen. Das von Leuten planen und bauen zu lassen, die sich damit wirklich gut auskennen und sich vorher wirklich viele gute Gedanken gemacht haben. Das spart so viel wertvolle Zeit auf beiden Seiten.

Ich stelle mir die Städte der Zukunft toll vor, wenn oben schöne Holzkonstruktionen auf den Dächern sind, auf denen Bäume wachsen und Kinder spielen.

6. Was ist dein persönlicher Wunsch zum Thema Bauen und Wohnen?

Ich habe mir beim Wohnen immer maximale Flexibilität gewünscht, um vieles ausprobieren zu können. Das wünsche ich mir auch für die kommende Generation. Durch die steigenden Mieten in den Städten ist es zum Beispiel für Studierende extrem schwierig geworden, dort zu leben, wo sie studieren. Das lange Pendeln führt auch dazu, dass sie in einer neuen Stadt keinen Anschluss finden. Wo wir wieder bei der Einsamkeit wären.

Ich bin gerade Mutter geworden und es ist extrem schwierig, eine passende Wohnung in der Nähe meiner Freundinnen und Freunde zu finden und muss vielleicht irgendwann ganz wegziehen. Dabei heißt es doch so schön: „It takes a village to raise a child.“ Aber was ist, wenn das ganze große Dorf hinter hohen Mauern wohnt?

Und nicht nur weil ich in einer Stadt lebe, die früher durch eine Mauer getrennt war, glaube ich zu wissen, dass Mauern in Städten auch zu Mauern in den Köpfen führen.

Deshalb bin ich dafür, Räume neu zu denken und zu öffnen. Und dafür müssen Eigentümer*innen, die Politik und wir alle eine Zukunft wollen, in der das Leben wieder einfacher und lebenswerter wird. Und zwar für alle.

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