Unser Dach

RoofUz schafft Wohnraum durch nachhaltige Dachaufstockung

Steigen der Stadt aufs Dach: Interior Designerin Gabriela Postole und Digitalexperte Kilian Eckle © WISTA Management GmbH

Das Gründungsteam von RoofUz will zusätzlichen Wohnraum in Städten schaffen, ohne neue Flächen zu versiegeln. Dafür setzt es auf die nachhaltige Aufstockung bereits vorhandener Dächer. Mindestens 70.000 Wohneinheiten könnten so allein in Berlin gewonnen werden.

„Wir orientieren uns an der Einfachheit von Playmobil-Elementen“, erklärt RoofUz-Gründer Kilian Eckle. „Wir bauen nicht variabel Stein auf Stein, was fehleranfällig ist, sondern nutzen seriell gefertigte Holztafelmodule. Das spart Zeit, Kosten und Ressourcen – und damit meinen wir nicht nur Material, sondern auch Fachkräfte, von denen bei der Holztafelbauweise weitaus weniger benötigt werden.“ Seine langjährigen Erfahrungen im Bauwesen und Handwerk treiben Betriebswirt Eckle an, vor allem an Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Vernetzung zu arbeiten: „Zu wenige Prozesse sind effektiv, die Kommunikation zwischen Baustelle und Büro funktioniert noch nicht ideal, Daten sind häufig nicht durchgehend nutzbar.“ Beispiel Tiefbau: In der Vergangenheit fehlten oft Tools zur Archivierung von wertvollem Dokumentationsmaterial. Gehen Fotos oder Videos verloren, muss unter Umständen Erde noch mal aufgerissen werden, um eine Situation zu beurteilen.

Eckle, der als Serial Founder und „Anschieber“, wie er selbst sagt, bereits Handwerk-Schwergewicht Würth mit Softwareentwicklung unterstützt hat, brennt dafür, die Branche zukunftsfähig zu machen. So initiierte er auch die Gründung des Bundesverbands Digitales Bauwesen (BDBau), der sich als Mittler und Matchmaker zwischen Start-ups der Bauwirtschaft, Politik und Wissenschaft versteht. „Hier bekommen wir einen perfekten Einblick, was an innovativen Entwicklungen im Baubereich passiert“, so Kilian Eckle.

Mit RoofUz werden Eckle und sein fünfköpfiges Team aus den Bereichen Handwerk, Architektur, Design und Digitalisierung seit dem Frühjahr dieses Jahres von der Gründungswerkstatt Adlershof (GWA) unterstützt. Die Idee, die Modulbauweise auch für Dachaufstockung zu nutzen und so neuen Wohnraum zu schaffen, bekam Eckle durch seinen Cousin Max Salzberger, der komplette Holzhäuser per CNC-Maschine (Computerized Numerical Control) fertigt. Um seriell sanieren zu können, entwickelt RoofUz jetzt eine Art Werkzeugkasten, der für das Thema Dachaufbau perfektioniert wird. Die Mission des Gründungsteams ist es, Dachaufstockungen durch Holzbauweise salonfähig zu machen, denn das Bauen mit Holz ist selbst im Jahr 2022 für die meisten Bauprofis immer noch Neuland.

Aktuell suchen die Gründer:innen nach unbewohnten Dächern und deren Eigentümer:innen für Pilotprojekte. Es gibt bereits konkrete Angebote und auch Kontakte zu Wohnungsbaugesellschaften und großen Baufirmen. Den Tatendrang gebremst hat allerdings die Reform der staatlichen Gebäudeförderung für Sanierungen durch die Bundesregierung. „Niemand baut ohne Fördergelder“, sagt Eckle und hofft auf positive Entwicklungen. Denn die Ideen für einen „gesunden“ und zukunftsweisenden Umbau der Stadt sprudeln: „Holztafelbau-Module könnten künftig auch anderweitig eingesetzt werden. Städte müssen lebenswerter und grüner werden, wir werden mehr Nahrung anbauen und es wird weniger Autos geben.“ Zunächst soll es aber um RoofUz gehen, denn: „Wenn alle machen, was sie am besten können, und auch wissen, wann sie wo gebraucht werden, dann wird ein Dach draus.”

Peggy Mory für Adlershof Journal

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